Aller Aufstieg ist schwer

Einmal gut gespielt und doch verloren, einmal doof gespielt und glatt verloren und einmal fad gespielt und prompt verloren. Für Cottbus, Aachen und Bochum gab es nur das Nachsehen am Samstag. Jeder machte einen typischen Anfängerfehler, wobei die Lausitzer mir am besten gefallen haben. Aachen dagegen wirkte völlig von der Rolle, kein Wunder, nach 36 Jahren Abwesenheit. Sie blinzeln noch etwas schüchtern ins gleißende Licht der großen Bühne Bundesliga. Bochum war zu schläfrig-pomadig für die wilden Mainzer, die den Verlust ihrer gesamten Offensivabteilung offenbar blendend verkraftet haben. Dieser junge Damm machte Spaß.

Den Aufreger gab es gleich im ersten Spiel: “Dortmunder Pechvogel: Sebastian Kehl rasselte in Minute 19 mit Hasan Salihamidzic zusammen und musste wegen einer Fleischwunde unter dem linken Knie den Platz verlassen.” So gnädig untertitelte die Süddeutsche das Foto vom verletzten Dortmunder Quarterback. Für mich war das ein klarer Platzverweis. Salihamidzic zieht die Stollen hoch und rast ohne Rücksicht auf Verluste in den ballführenden Kehl hinein. Solche Grätschen sollten, auch wenn von vorne verübt, eine sofortige Beendigung der sportlichen Tätigkeit nach sich ziehen. Aber die Schiris sind im Moment auf Ellebogen-ins-Gesicht-hauen geeicht, was ja auch nicht schön ist. Gewonnen hätten es die Dortmunder auch mit Kehl nicht, dafür war das Dreieck Frei, Valdez, Pienaar noch zu wenig magisch und zu sehr Bermuda. Aber magisch kommt noch. Die Bayern haben stattdessen mit Rheuma-Kai einen Spieler in ihren Reihen, der mit der Effizienz und dem Charme einer Registrierkasse Tore schießt, weil er die beste Schußtechnik der Liga besitzt. Bereits vor Kehls Auswechslung hätte sich der BVB über ein 0:3 nicht beschweren müssen.

Sage keiner, das sei bei Herrn Brazzo der Bayern-Bonus gewesen, Rüpel Vasoski von Frankfurt kam gegen die Schlafmützen aus Schalke ähnlich glimpflich davon. Was für ein extrem dummes 1:1. Andreas Müller sollte die Schalker Merchandising-Abteilung anweisen, den Verkauf von Schlafanzügen und Bettwäsche solange auszusetzen, bis die Mannschaft aufhört, ihre Heimsiege zu verpennen. Letztes Jahr hatte man mit 13 Unentschieden 14 Punkte Rückstand auf Platz 1. Wen wundert’s. Auch der HSV war schlapp, ich finde, Lauth sollte mal von Anfang an spielen. Bremen dreht gegen 96 mit einem fulminanten Stajner das Spiel und zieht – wichtig, wichtig – gleich an den Bayern vorbei. Fulminant kommt übrigens von dem italienischen Linksaußen Guiseppe “Beppo” Fulmi, der in den sechzigern Jahren beim SSC Neapel durch seine Antrittsschnelligkeit zu begeistern wußte. Aber ich will hier ja niemanden mit Selbstverständlichkeiten langweilen.

Weniger selbstverständlich ist die Tabellenführung des 1. FC Nürnberg durch ein schönes 3:0 in Stuttgart. Aber sind die Clubberer überhaupt Tabellenführer? Auf der Club-Homepage wird Leverkusen als Erster geführt, wahrscheinlich auf Anweisung von Hans Meyer. Oder weil LLLeverkusen vor NNNürnberg kommt. Andererseits ist der 1.1.1. FCN in jeder Sortierfunktion vor BBBayer Leverkusen. Also wie jetzt? Und warum?

Noch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Oliver Neuville hat das Tor des Monats geschossen, endlich mal ein instinktiver Hackenschlenzer, kein Bolzen mit Ansage, bei dem wir dann die Schußgeschwindigkeit messen dürfen. Long live Schlitzohrigkeit, long live Oliver Neuville, dreckige, kleine Tore mit der Hand inklusive.
Die schlechte: Obwohl ich in meinem Keller einen habilitierten Germanisten und einen Sporthistoriker halte, die jede Zeile dieses Blogs tausendmal prüfen, bevor er erscheint, ist es nicht auszuschließen, dass sich in dieses Qualitätsprodukt Fehler einschleichen. Blogleser Ulrich Eumann hat zu Recht und freundlicherweise auf zwei sprachliche und einen inhaltlichen Schnitzer in “Zu viele Cumshots, zu wenig Panini-Alben” vom 11.8. hingewiesen. Diese werden demnächst im Wikimodus also nachvollziehbar korrigiert, um Blogleser Ulrich Eumann nicht als Trottel hinzustellen, der nicht richtig lesen kann.

Ansonsten werden wir dem Germanisten eine Lesebrille kaufen und folgendes Zitat von Pablo Neruda mit in die Woche nehmen: “Errata sind die Karies der Druckzeilen und schmerzen tief, wenn sie die kalte Luft der Veröffentlichung zu spüren bekommen.” Also, Zähneputzen nicht vergessen.

Ein Kommentar zu “Aller Aufstieg ist schwer” (1)

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14.03.2007

[…] Pablo Neruda, gefunden in einem alten Tazblog […]